literatur

Jon Fosse – Morgen und Abend

Ralf Knapp, Lesung und Schauspiel
Michael Rettig, Klavier
Clovis Michon, Cello

Premiere 27.4. 2024 Villa Sponte, Bremen

Der Fischer Johannes ist alt und allein. Erna, seine geliebte Frau, die Mutter seiner Kinder, ist vor Jahren gestorben, ebenso sein bester Freund Peter. Johannes`Boot liegt in der Bucht: Er fährt nicht mehr damit. Eines Morgens wacht er auf, kleidet sich an , kocht Kaffee und stutzt. Etwas ist anders als sonst. Das Licht? Ist da nicht Erna in der Küche? In „Morgen und Abend“ erzählt Jon Fosse in traumhaft schwebender Sprache nicht vom Tod, sondern von einem erfüllten Leben: Arbeit, Freundschaft und Familie und nicht zuletzt das Meer.

Annie Ernaux – eine Frau

Franziska Mencz, Lesung und Schauspiel
Michael Rettig, Klavier
Clovis Michon, Cello

Premiere 3.11. 2023 Villa Sponte, Bremen

Dreizehn Tage nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1986 schreibt Annie Ernaux ein kurzes, schmerzhaftes Requiem. Und lässt die Mutter als Repräsentantin einer Zeit und eines Milieus auferstehen, das auch das ihre war. Das Leben ihrer Mutter: geboren um die Jahrhundertwende in der Normandie, Arbeiterin, dann Ladenbesitzerin, Ehefrau, zweifache Mutter, lebenslustig und offen, Körper und Geist werden später langsam durch Alzheimer zerstört. Das Ende war für die Tochter vorauszusehen, die Wirklichkeit des Todes scheint indessen kaum erträglich. Zeit ihres Lebens kämpfte die Mutter darum, ihren sozialen Status zu erhalten, ihn vielleicht sogar zu überwinden. Erst der Tochter wird dies gelingen, eine Distanz zwischen den beiden entsteht. Auch darauf blickt Annie Ernaux zurück, voller Zärtlichkeit und Abscheu und Schuldgefühl. Annie Ernaux bekam 2022 den Nobelpreis für Literatur. Im selben Jahr war gewann die Verfilmung ihres Romans „Das Ereignis“ den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig.

Katja Petrowskaja – Vielleicht Esther

Franziska Mencz, Rezitation
Michael Rettig, Klavier
Clovis Michon, Cello

Hieß sie wirklich Esther, die Großmutter des Vaters, die 1941 im besetzten Kiew allein in der Wohnung der geflohenen Familie zurückblieb? Die jiddischen Worte, die sie vertrauensvoll an die deutschen Soldaten auf der Straße richtete – wer hat sie gehört? Und als die Soldaten die Babuschka erschossen, »mit nachlässiger Routine« – wer hat am Fenster gestanden und zugeschaut?

In Kiew und Mauthausen, Warschau und Wien legt Katja Petrowskaja Fragmente eines zerbrochenen Familienmosaiks frei – Stoff für einen Epochenroman, erzählt in kurzen Geschichten. Die Autorin schreibt von ihren Reisen zu den Schauplätzen, denkt über ein zersplittertes und traumatisiertes Jahrhundert nach und gibt einen tiefen Einblick in die ukrainische und russische Seele.

Katja Petrowskaja, 1970 in Kiew geboren, lebt seit 1999 in Berlin. Sie studierte in Tartu, Stanford und Moskau Literaturwissenschaft und ist als Journalistin für deutsch und russischsprachige Medien tätig. Ihr literarisches Debüt Vielleicht Esther (2014) wurde in über 30 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Ingeborg Bachmann Preis Sie lebt in Tbilissi und Berlin.

Alexander von Humboldt: Alles ist Wechselwirkung

Ralf Knapp, Text
Michael Rettig, Klavier

Alexander von Humboldt: „Die Natur muss gefühlt werden. Wer sie nur sieht und abstrahiert, wird die Natur zu beschreiben wissen, ihr selbst aber ewig fremd sein.“

4.April 1800
So weit das Auge reichte, dehnte sich eine ungeheure Wasserfläche, einem See gleich, vor uns aus. Wind und Strömungen brachten in ihrem wechselseitigen Kampf Wellenkämme von mehreren Fuß Höhe hervor. Das durchdringende Geschrei der Reiher, Flamingos und Löffelgänse, wenn sie in langen Schwärmen von einem Ufer zum anderen ziehen, erfüllte nicht mehr die Luft. Die ganze Natur schien weniger belebt. Kaum bemerkten wir in den Wellentälern hie und da ein großes Krokodil…

Über Humboldt und Goethe, über die Reise auf dem Orinoco, die Besteigung des Chimborazo und über Humboldts Sicht auf Kolonialismus und Sklaverei.

Rückkehr nach Reims

nach dem Roman von Didier Eribon

Ralf Knapp, Text
Michael Rettig, Klavier
Riccardo Castagnola, Live Elektronik

Zwanzig Jahre hat er seine Familie nicht gesehen, als der französische Soziologe Didier Eribon anlässlich des Todes seines Vaters zum ersten Mal wieder nach Reims reist. Das ist der Ausgangspunkt einer schonungslosen autobiographischen Recherche: Über sexuelle und soziale Scham, über das Arbeitermilieu, aus dem er kommt, und vor dem er als junger Homosexueller flieht. Über das akademische Umfeld, an das er sich in Sprache und Gestus anpasst und vor dem er seine soziale Herkunft versteckt. Über die eigene Familie, die früher mit Stolz links, jetzt aber resigniert Front National wählt. Eine Recherche, die nach den Ursachen des Aufstiegs des Rechtspopulismus fragt und dabei nicht mit Kritik an einer Linken spart, die sich von großen Teilen der Arbeiterschaft habituell wie politisch entfremdet habe. 
Ein Dialog zwischen einem Schauspieler und zwei Musikern. 

Rosa Luxemburg Briefe:“So eben ist das Leben“

Franziska Mencz, Rezitation
Michael Rettig, Klavier
Miran Zrimsek, Cello

„Damals glaubte ich fest, dass das Leben, das richtige Leben irgendwo weit ist, dort über die Dächer hinweg. Seitdem reise ich ihm nach, aber es versteckt sich immer hinter irgendwelchen Dächern.“
Rosa Luxemburg 

Rosa Luxemburg – klein, dunkelhaarig und hinkend – faszinierte durch sprechende Augen, mitreißendes Temperament und intellektuelle Brillanz . 
Ihr Leben war aufreibend und konfliktreich. Sie konnte zugleich freundlich und grob, verständnisvoll und jähzornig, bescheiden und überheblich, heiter und depressiv sein. 
Für ihr entschiedenes Eintreten gegen den Militarismus geht sie jahrelang ins Gefängnis. Der Sozialismus, den sie meint, ist Humanismus, Demokratie und Freiheit. Im Januar 1919 wird sie mit stillschweigender Duldung von Regierungskreisen brutal ermordet. 
Ihre Reden gelten als Glanzstücke der Rhetorik. Ihre Briefe sind poetische Zeitdokumente. Sie zeigen tiefe Empathie für alles Lebendige und einen – auch in tiefstem Schmerz – unerschütterlichen Optimismus. 
Vielleicht das Wichtigste aber, was Rosa Luxemburg hatte war dies: Rückgrat….

Elena Ferrante – Meine geniale Freundin

Franziska Mencz, Rezitation
Michael Rettig, Klavier
Miran Zrimsek, Cello

Sie könnten unterschiedlicher kaum sein und sind doch unzertrennlich. Lila und Elena sind schon als junge Mädchen beste Freundinnen. Und sie werden es ihr ganzes Leben lang bleiben, über sechs Jahrzehnte hinweg, bis die eine spurlos verschwindet und die andere auf alles Gemeinsame zurückblickt, um hinter das Rätsel dieses Verschwindens zu kommen.

Paul Auster – Winterjournal

Ralf Knapp, Rezitation
Michael Rettig, Klavier
Miran Zrimsek, Cello

Paul Auster spricht aus, was seine Hand, seine Füße, seine Glieder im Verlauf eines langen Lebens getan haben. Er lässt seine Liebesbeziehungen Revue passieren: viele zunächst und dann – dreißig Jahre lang – nur noch die eine, große Liebe. Die Kinder, die Abtreibungen, die Krankheiten. Er spricht über die Begegnungen mit dem Tod: ein Sturz als Junge, eine Herzattacke, ein Autounfall. Über die Körperlichkeit auch, die unendliche Empfindlichkeit jenes physischen Systems, das uns am Leben erhält und über das wir so wenig nachdenken, solange es funktioniert. Alkohol, Zigarillos, Süchte – all die Versuchungen, dieses System auszutricksen, sich dem Verfall, dem Alltag zu entziehen.

Jenny Erpenbeck – Aller Tage Abend

Franziska Mencz, Rezitation
Michael Rettig, Klavier
Miran Zrimsek, Cello

Ein jüdisches Kind stirbt 1902 im galizischen Brody. Oder doch nicht? Stirbt als unglücklich Liebende im Wien des Jahres 1919. Oder doch nicht? Stirbt 1938 als Verratene während der Zeit der Schauprozesse in Moskau. Als hochgeehrte Schriftstellerin in der DDR, als von allen Vergessene in einem Altersheim nach der Wende. Oder doch nicht?

Thomas Mann – Buddenbrooks

Ralf Knapp, Rezitation
Michael Rettig, Klavier

„Mein in Deutschland poulärstes Buch sind ja ohne Zweifel die Buddenbrooks, und es kann sein, dass in meinem eignen Lande mein Name immer vorzugsweise mit diesem Werk verbunden sein wird“ (Thomas Mann)

Thomas Mann – Der Zauberberg

Ralf Knapp, Rezitation
Michael Rettig, Klavier
Miran Zrimsek, Cello

Geplant als Novelle, als heiteres Gegenstück zum »Tod in Venedig«, entstand mit dem »Zauberberg« einer der großen Romane der klassischen Moderne. Ein kurzer Besuch in einem Davoser Sanatorium wird für den jungen Hans Castorp zu einem siebenjährigen Aufenthalt. Die zeitentrückte, atmosphärisch von Krankheit und Tod geprägte Berg- bzw. Sanatoriumswelt wird zur Bühne für die europäische Befindlichkeit vor dem Ersten Weltkrieg und zu einer faszinierenden Reflexionen über das Phänomen der Zeit.

Thomas Mann – Der Tod in Venedig

Ralf Knapp, Rezitation
Michael Rettig, Klavier
Miran Zrimsek, Cello

Der nicht mehr junge Schriftsteller Gustav Aschenbach reist, von plötzlichem Fernweh und Reiselust erfasst,  nach Venedig. In der schwül-fiebrigen Atmosphäre der Lagunenstadt steigert er sich in eine unerfüllbare Liebe… Ralf Knapp „liest mit atemberaubender Eindringlichkeit“.
(Weserkurier)

Ralf Knapp > Studium der Theaterwissenschaft und Germanistik +++ 1984-1990 Regieassistent, Schauspieler und Regisseur am Bremer Theater +++ 1990-1995 Oberspielleiter im Schauspiel des Stadttheaters Hildesheim +++ 1995-2002 Künstlerischer Leiter des Jungen Theaters Bremen +++ seit 2002 Künstlerischer Leiter des Bremer Ensembles +++ seit 2010 Künstlerischer Leiter des Bremer Kriminaltheaters.
Gastinszenierungen an den Stadttheatern von Braunschweig, Bremerhaven, Hagen, Hildesheim, Lübeck, Regensburg, am Theater für Niedersachsen, dem Theaterschiff Bremen, der Komödie Kassel und der Leipziger Pfeffermühle.