musiktheater

Denken wie ein Berg

Musikperformance

2021 Güterbahnhof Bremen, Tor 40

Michael Rettig, Klavier, Leitung
Gernot Frischling, Tanz – Pantomime
Franziska Mencz, Text
Clovis Michon, Cello
Riccardo Castagnola, Live-Elektronik
Jin Kim, Violine
Kai Kowalewski, Flügelhorn

Natur, nicht als das Andere, sondern als ein gemeinsam geteilter und deshalb gemeinsam zu teilender Atemraum. Der Mensch, nicht isoliert, sondern mit fließenden Grenzen zu unzähligen anderen Wesen. Ein Tänzer, der sich pantomimisch einem Schmetterling, einem Raben, einem Stein anverwandelt. Sounds aus der ökoakkustischen Forschung von Regenwürmern, von einem gesunden im Gegensatz zu einem kranken Wald, aber auch ein einfacher Bienenschwarm im Dialog mit Klavier, Cello, Geige und Liveelektronik.
Hat ein Zitronenfalter eine Psyche? Kann ein Berg denken? 
„Alles fühlt“.Ein alter Gedanke, der aber, und das ist das Neue, heutzutage auch in der zeitgenössischen Biologie zunehmend verfolgt wird. 

Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Wer hat meinen Vater umgebracht

nach dem Roman von Édouard Louis

Michael Rettig, Schwankhalle Bremen, Oktober 2020

„Wer hat meinen Vater umgebracht“ ist eine späte Annäherung Édouard Louis an seinen Vater. Der Sohn beginnt all das zu verstehen, worunter er massiv gelitten hat: die zur Schau getragene Männlichkeit des Vaters, seine Wutausbrüche, seine Härte, seinen Hass auf alles „Verweichlichte“. Sein Schweigen. 
Er erinnert sich andererseits an einen liebevollen und fürsorglichen Vater, der in seiner Jugend gerne tanzte und heute, nach Jahren knochenharter Jobs und einem schweren Arbeitsunfall einen kaputten Rücken, dazu Herz- und Atemprobleme hat.
„Du hattest dir den Luxus des Staunens oder des Erschreckens abgewöhnt, nichts war mehr unerwartet, weil du nichts mehr zu erwarten hattest.“
Eine Hommage an den eigenen Vater, die unter die Haut geht. Ein Versuch, Schwulenhass und toxische Männlichkeit nicht nur als kulturelle, sondern auch als soziale Phänomene zu verstehen. Und nicht zuletzt: eine Abrechnung mit dem Klassismus – auch mit dem Klassismus in uns. 

Michael Rettig, Regie
Ramona Suresh, Schauspiel
Gernot Frischling, Tanz

Rückkehr nach Reims

nach dem Roman von Didier Eribon

Michael Rettig, Schwankhalle Bremen, November 2019

Zwanzig Jahre hat er seine Familie nicht gesehen, als der französische Soziologe Didier Eribon anlässlich des Todes seines Vaters zum ersten Mal wieder nach Reims reist. Das ist der Ausgangspunkt einer schonungslosen autobiographischen Recherche: Über sexuelle und soziale Scham, über das Arbeitermilieu, aus dem er kommt, und vor dem er als junger Homosexueller flieht. Über das akademische Umfeld, an das er sich in Sprache und Gestus anpasst und vor dem er seine soziale Herkunft versteckt. Über die eigene Familie, die früher mit Stolz links, jetzt aber resigniert Front National wählt. Eine Recherche, die nach den Ursachen des Aufstiegs des Rechtspopulismus fragt und dabei nicht mit Kritik an einer Linken spart, die sich von großen Teilen der Arbeiterschaft habituell wie politisch entfremdet habe. 
Ein polyphoner Dialog zwischen einem Schauspieler und vier Musikern. 

Michael Rettig, Klavier und Regie
Ralf Knapp, Schauspiel
Riccardo Castagnola, Live-Elektronik 
Jin Kim, Violine
Clovis Michon, Cello

Karl Marx: „…die Verhältnisse zum Tanzen zwingen“

Michael Rettig, Schwankhalle Bremen, Mai 2018 

Man müsse „diese versteinerten Verhältnisse dadurch zum Tanzen zwingen, daß man ihnen ihre eigne Melodie vorsingt“, dachte sich Marx…
Das versuchen ein Schauspieler, der sich mit Marx‘ Kapital beschäftigt und das Publikum zum Mit- und Nachdenken über die Bezüge des Textes zur Gegenwart animiert, ein Tänzer, der als Schattenspiel rastloser Verwertung und endloser Akkumulation über die Bühne geistert, ein Musiker mit einem Soundscape aus dem Sirren, Fiepen und Brummen der Hochleistungsrechner – sowie per Videozuspiel – die TAZ-Redakteurin Ulrike Herrmann. 

Ralf Knapp, Schauspiel
Mirosław Żydowicz, Tanz
Riccardo Castagnola (elektronische Komposition und Sound)

Rosa Luxemburg

Michael Rettig, Schwankhalle Bremen, Dezember 2016

„Damals glaubte ich fest, dass das Leben, das richtige Leben irgendwo weit ist, dort über die Dächer hinweg. Seitdem reise ich ihm nach, aber es versteckt sich immer hinter irgendwelchen Dächern.“ Rosa Luxemburg
Revolutionärin, Jüdin, Staatsfeindin. Wer war diese Frau, die von Kindheit an hinkte, die – privat wie politisch – ihre eigenen Wege suchte? Was macht sie bis heute zur politischen Reizfigur? Wo hat sich Rosa Luxemburg geirrt, wo bleibt sie aktuell? Wohin mit ihrem Zorn? 
Eine Annäherung an eine widersprüchliche, schillernde und lebenshungrige Persönlichkeit.

Franziska Mencz, Schauspiel
Magali Sander-Fett, Tanz
Miran Zrimsek (Cello),
Kai Kowalewski (Flügelhorn und Stimme)
Riccardo Castagnola (elektronische Komposition und Sound)
Michael Rettig (Klavier)

Burnout-Monologe

Michael Rettig, Schwankhalle Bremen, April 2015

Das Phänomen der Erschöpfung ist keine Erfindung der Gegenwart. Mit dem Beginn der Moderne nehmen die Klagen angesichts grassierender „Ueberanstrengung, Ueberarbeitung und Ueberbürdung“ deutlich zu. Es sind zuerst die Künstler und Intellektuellen, die sich ausgepowert fühlen. Max Weber, Kafka, Thomas Mann.
Heute rankt sich um den Burnout eine ganze Therapiebranche, deren wichtigstes Ziel die möglichst reibungslose Re-Integration der Erschöpften ins System der Erschöpfung ist…  
Nietzsche: „Die Erschöpfung der Gesellschaft ist dort am größten, wo am unsinnigsten gearbeitet wird.“

Ralf Knapp, Schauspiel
Christoph Ogiermann, Musik-Performance

Aller Tage Abend

nach dem Roman von Jenny Erpenbeck

Schwankhalle Bremen, März 2014

Ein jüdisches Kind stirbt 1902 im galizischen Brody. Oder doch nicht? Stirbt als unglücklich Liebende im Wien des Jahres 1919. Oder doch nicht? Stirbt 1938 als Verratene während der Zeit der Schauprozesse in Moskau. Als hochgeehrte Schriftstellerin in der DDR, als von allen Vergessene in einem Altersheim nach der Wende. Oder doch nicht?

Michael Rettig, Regie und Klavier
Miran Zrimsek, Cello
Magali Sander Fett, Tanz
Franziska Mencz, Lesung

Faust2, Kapital und Schulden

Michael Rettig, Schwankhalle Bremen 2013

„Politisch angespitzte Version des Fauststoffes…..ein wuchtiger Monolog“ (Weserkurier)

„Klar ist eines: Hier herrscht Zorn…..Szenenapplaus. Ein eindringlicher Abend“ (TAZ)->

Mateng Pollkläsener, Schauspiel
Martina Flügge, Schauspiel
Christoph Ogiermann (Geige und Komposition)
Mike Klagge (E-Gitarre)
Kai Kowalewski (Flügelhorn)
Michael Rettig (Klavier und Komposition)

Das Dorf war auch immer so groß

nach Herta Müller

Michael Rettig / Ralf Knapp, Städtische Galerie Bremen 2011

Herta Müller lässt ihre Zuhörer, wenn sie von Kleidern, Möbeln, Pflanzen und Spielen berichtet, wie durch den Zauberkristall der Kindheit in eine mittlerweile untergegangene Welt schauen.

Schauspiel: Sia Niskios, Viola Heeß, Kirsten Hildebrecht
Tao Song (Cello)
Michael Rettig (Klavier, Komposition)

Jagd – Beute – Jagd

Michael Rettig, Kevin Young, Concordia Bremen 2010

„Selten ist politisches Theater in einer so klar artikulierten und szenisch phantasievollen Kombination zu sehen, wie sie der Musiker und Theatermacher Michael Rettig im Concordia präsentiert….Eine scharfe Skizze vom global wuchernden Kapitalismus, die quietscht und schleift und oft richtig schön weh tut“ (Weserkurier)

Schauspiel: Birgit Corinna Lange
Christoph Ogiermann (Geige, Komposition)
Kai Kowalewski (Flügelhorn)
Mike Klagge (E-Gitarre)
Tobias Hamann (Pauken)
Michael Rettig (Klavier, Komposition) 

Morgen und Abend

nach Jon Fosse

Michael Rettig , Ralf Knapp, Schwankhalle Bremen 2009

Der Fischer Johannes ist alt und allein. Erna, seine geliebte Frau, die Mutter seiner Kinder, ist vor Jahren gestorben, ebenso sein bester Freund Peter. Johannes`Boot liegt in der Bucht: Er fährt nicht mehr damit. Eines Morgens wacht er auf, kleidet sich an , kocht Kaffee und stutzt. Etwas ist anders als sonst. Das Licht? Ist da nicht Erna in der Küche? 
In „Morgen und Abend“ erzählt Jon Fosse in traumhaft schwebender Sprache nicht vom Tod, sondern von einem erfüllten Leben: Arbeit, Freundschaft und Familie und nicht zuletzt das Meer.
„Ein Satz von Tschechow könnte programmatisch für diesen Theaterabend gelten: Wirklich schön ist nur, was ernst ist…Ralf Knapp verkörpert den Fischer Johannes dabei mit einer akkuraten Sprachbehandlung, wie man sie sich auf mancher großen Bühne wünschte“ (Weserkurier)

Ralf Knapp (Schauspiel, Regie)
Michael Rettig (Klavier, Komposition, Text)
Tao Song (Cello), Jobst von Berg (Video)

Rilke: Gedichte an die Nacht

Michael Rettig, Mateng Pollkläsener, Schwankhalle Bremen 2008

„Vergiß,vergiß und laß uns jetzt nur dies erleben, wie die Sterne durch geklärten Nachthimmel dringen ; wie der Mond die Gärten voll übersteigt.“ (Rilke)

(Über)lebenskünstler

Michael Rettig, Kevin Young Schwankhalle Bremen 2007

Kommt eine Musikerin zum Arzt. Sagt der Arzt: „Schlechte Nachricht: Sie haben nur noch zwei Wochen zu leben.“ Sagt die Musikerin: „Und wovon bitte, wenn ich fragen darf?
(taz)->

Schauspiel: Mateng Pollkläsener 
Tanz: Anne Kathrin Ortmann
Michael Rettig (Klavier, Komposition), Tao Song (Cello)

Karoshi – Tod durch Überarbeitung

Michael Rettig, Kevin Young, Schwankhalle Bremen 2006

„Karoshi zeigt das Leben auf der Überholspur: Sie setzen sich hin. Sie lassen die Seele baumeln. Sie hören Wellnessmusik. Sie haben verloren“ (Weserkurier)

Schauspiel: Mateng Pollkläsener 
Christoph Ogiermann (Geige, Komposition), Kai Kowalewski (Flügelhorn), Heiko Müller (Schlagzeug), Michael Rettig (Klavier, Komposition), Lin Lin Li (Sopran)

Es wird immer später

Liebesbriefe von Antonio Tabucchi

Michael Rettig, H.H. Hille, Anne Katrin Ortmann, Schwankhalle Bremen 2006

Zwei Strandkörbe: ein älterer Mann – eine junge Frau.
Er schreibt Liebesbriefe. Sie tanzt. Außerdem: ein Pianist.

Wie man dem toten Hasen die Ökonomie erklärt

(Beuys)

Michael Rettig, Kevin Young, Schwankhalle Bremen 2005

„Ich denke sowieso mit dem Knie“ J. Beuys.

Rolf Hammes (Tanz), H.H.Hille (Schauspiel), Jörg Huffschmid (Ökonomie), Michael Rettig (Klavier), R. Hammerschmidt (Kontrabass), Jobst von Berg (Video)