nach dem Roman von Didier Eribon
Michael Rettig, Schwankhalle Bremen, November 2019
Zwanzig Jahre hat er seine Familie nicht gesehen, als der französische Soziologe Didier Eribon anlässlich des Todes seines Vaters zum ersten Mal wieder nach Reims reist. Das ist der Ausgangspunkt einer schonungslosen autobiographischen Recherche: Über sexuelle und soziale Scham, über das Arbeitermilieu, aus dem er kommt, und vor dem er als junger Homosexueller flieht. Über das akademische Umfeld, an das er sich in Sprache und Gestus anpasst und vor dem er seine soziale Herkunft versteckt. Über die eigene Familie, die früher mit Stolz links, jetzt aber resigniert Front National wählt. Eine Recherche, die nach den Ursachen des Aufstiegs des Rechtspopulismus fragt und dabei nicht mit Kritik an einer Linken spart, die sich von großen Teilen der Arbeiterschaft habituell wie politisch entfremdet habe.
Ein polyphoner Dialog zwischen einem Schauspieler und vier Musikern.
Michael Rettig, Klavier und Regie
Ralf Knapp, Schauspiel
Riccardo Castagnola, Live-Elektronik
Jin Kim, Violine
Clovis Michon, Cello