nach dem Roman von Édouard Louis
Michael Rettig, Schwankhalle Bremen, Oktober 2020
„Wer hat meinen Vater umgebracht“ ist eine späte Annäherung Édouard Louis an seinen Vater. Der Sohn beginnt all das zu verstehen, worunter er massiv gelitten hat: die zur Schau getragene Männlichkeit des Vaters, seine Wutausbrüche, seine Härte, seinen Hass auf alles „Verweichlichte“. Sein Schweigen.
Er erinnert sich andererseits an einen liebevollen und fürsorglichen Vater, der in seiner Jugend gerne tanzte und heute, nach Jahren knochenharter Jobs und einem schweren Arbeitsunfall einen kaputten Rücken, dazu Herz- und Atemprobleme hat.
„Du hattest dir den Luxus des Staunens oder des Erschreckens abgewöhnt, nichts war mehr unerwartet, weil du nichts mehr zu erwarten hattest.“
Eine Hommage an den eigenen Vater, die unter die Haut geht. Ein Versuch, Schwulenhass und toxische Männlichkeit nicht nur als kulturelle, sondern auch als soziale Phänomene zu verstehen. Und nicht zuletzt: eine Abrechnung mit dem Klassismus – auch mit dem Klassismus in uns.
Michael Rettig, Regie
Ramona Suresh, Schauspiel
Gernot Frischling, Tanz